MIT Technology Review 2/2021
S. 3
Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

haben Sie heute schon gelogen? Nein? Dann lesen Sie Technology Review vermutlich zum Frühstück, denn wir alle lügen mehrfach am Tag – wie häufig, darüber streiten die Experten und ganz ehrlich: so genau möchte das auch niemand wissen.

Wie weich die Grenzen zwischen wahr und unwahr sind, können Sie in einem kleinen Experiment selbst testen: Bitten Sie Freunde und Kollegen, ein Fahrrad zu zeichnen. Sie werden verblüfft sein, wie viele verschiedene Varianten Sie zu sehen bekommen – ich wette, die wenigsten wären fahrtauglich. Und das, obwohl jeder von uns zu wissen glaubt, wie ein Fahrrad aussieht und funktioniert. Hier prallen Wissen und Wahrheit aufeinander. Was es mit dem Phänomen auf sich hat, lesen Sie ab Seite 76.

Wahrheit ist der richtige Schluss, wenn wir Ursache und Wirkung in Deckung bringen möchten (S. 90). Sie ist die Messlatte für die Entwicklung kreativer künst­licher Intelligenz, die unbestechlich und der Wahrheit verpflichtet sein soll (S. 86). Und sie wird gnadenlos durch Desinformationen gebeugt (S. 82).

Ein Teil des Wissens, das Sie für ihre individuelle Wahrheitsfindung benötigen, bekommen Sie zuverlässig von uns – allerdings künftig in einem anderen Rhythmus: Technology Review kommt ab jetzt in acht Ausgaben pro Jahr zu Ihnen. Wir haben festgestellt, dass die Suche nach wahrem Wissen immer größere Kreise zieht und unsere Recherchen aufwendiger werden. Wir brauchen schlicht mehr Zeit, um den Dingen für Sie auf den Grund zu gehen. Und die nehmen wir uns künftig für Sie.

Diese Gründlichkeit und Tiefe lohnt sich: Unser Redakteur Gregor Honsel wurde im Februar bereits zum dritten Mal mit einem Preis ausgezeichnet! Diesmal bekam er den Journalistenpreis Informatik des Saarland Informatics Campus für „Einmal Utopia und zurück“, eine Geschichte über die Machtspiele um offene Software (5/2020, S. 76). Wir sind stolz!

Bleiben Sie gesund und haben Sie viel Freude beim Lesen!

Ihre

Jo Schilling